Wer Christ ist, kann nicht Antisemit sein!

Auch in diesem Jahre trafen sich katholische und evangelische Gläubige gemeinsam zu einem ökumenischen Gottesdienst, bei dem sie der Novemberpogrome 1938 gedachten. In einer besinnlichen und sehr nachdenklichen Stunde ging es auch um den derzeitigen Antisemitismus und den jüngsten Anschlag gegen eine Synagoge in Halle.

„Wir Christen erinnern uns heute an beides“, hob die evangelische Dekanin Christiane Murner zu Beginn hervor, „denn wir wollen wach bleiben.“ Es gehe darum, sich immer wieder neu der Verantwortung bewusst zu werden und „Diskriminierung jeglicher Art bereits im Entstehen zu verhindern.“ Vertreter des katholischen Dekanatsrats hatten zuvor Facetten von Hass und Diskriminierung gegenüber Juden dargestellt und dabei nacheinander die Lichter eines siebenarmigen Leuchters gelöscht.

In seiner Predigt ging der katholische Pfarrer Stefan Wingen auf den thüringischen AfD-Politiker Björn Höcke ein, der behauptete, Christentum und Judentum seien „Antagonisten“, die nicht miteinander in Einklang zu bringen seien. Wingen stellte fest: „Das Christentum ist ohne das Judentum nicht denkbar.“ Dennoch würden derzeit Leute, die sich nach dem Anschlag von Halle in der Öffentlichkeit mit den Juden in Deutschland solidarisch erklärten, mit Hass überzogen. Gott sei ein Freund des Lebens, hob der Geistlicher hervor: „Wir brauchen mehr Sensibilität für die Wirklichkeit Gottes.“ Sein Credo laute daher: „Wer Christ ist, kann kein Antisemit sein, denn mein Gott ist Jude!“

Im Verlesen eines biblischen Klagepsalms und in den Fürbitten gedachten die Gläubigen in der Neumarkter Hofkirche nicht nur der Neumarkter Opfer der Novemberpogrome 1938, sondern auch der langen Geschichte von Missverständnissen, Ablehnung und Diskriminierung zwischen Christen und Juden. 

„Auch das Gebet und die Stille können Wirklichkeit verändert“, hatte Dekanatsreferent Christian Schrödl bereits im Vorfeld betont. Im Laufe des Gottesdienstes wurden daher wieder schrittweise die Lichter am siebenarmigen Leuchter entzündet. Das Gedenken könne ein Baustein dafür sein, „dass Menschen sich in Zukunft gegenseitig annehmen, akzeptieren und respektieren“, mahnte Dekanin Murner.   

Text: Dekanatsbüro – Bischöfliches Dekanat Neumarkt
Foto: Barbara Wittmann

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