Kurz vor Sonnenuntergang bearbeitet der große Traktor noch das Maisfeld. Im Vorbeigehen winkt mir „unserer“ Bauer freundlich zu. Sein Maisfeld hat mich die letzten Tage schon ins Grübeln gebracht, so kleine Pflanzen, die Kolben kaum zu sehen. Und nun zieht mein Bauer wieder neu unverdrossen seine Furche, wirft den Boden um und bereitet eine neue Saat vor.
Erntedankfest Anfang Oktober. Ich bin Gott dankbar und vielleicht geht es Ihnen auch so.
Danke Gott! für alle Bauern und Bäuerinnen, die Stand halten, die sich nicht von EU Vorschriften, trockenen Sommern, von 24/7 Arbeitstagen verdrießen lassen. Die Ihren Beruf mit Leidenschaft und in Verantwortung vor den kommenden Generationen machen. Die öffentliche Schelte der Landwirtschaft trifft viele unverdient. Ich kenne viele Landwirte persönlich, die ihren Beruf nachhaltig mit Passion zum Wohl vieler anderer machen und dabei nicht auf die Uhr sehen.
Ich bin auch dankbar für die Menschen, die neue Wege in der Mobilität und in der Energieversorgung entwickeln. Oder einfach versuchen, mehr mit dem Rad oder den Öffentlichen zu fahren. Auch sie sorgen sich um die kommenden Generationen und unsere schöne Welt, und versuchen ihren Beitrag dazu zu leisten. Vielleicht gehören Sie auch –immer wieder- dazu?
Mein hoher Respekt gilt all denen, die auch in diesem Herbst wieder solidarisch verzichten, weil sie die Schwächsten in unserer Gesellschaft im Blick haben. Aus diesem gegenseitigen Respekt und dem gemeinsamen Lasten tragen kann der gesellschaftliche Frieden erwachsen. Es ist mühsam, es bedeutet Verzicht an Mobilität, an neuer Kleidung, an Bequemlichkeit. Ich muss mein Handeln überdenken: „Was kann ich dazu beitragen, dass es möglichst vielen Menschen heute und in der Zukunft auf dieser Welt gut geht?“
Erntedank hat für mich diese beiden Gesichter: Ich bin dankbar für so vieles, was Gott mir schenkt: Unsere Kinder, meinen Partner, die Vielfalt der Natur - sie sind ein Segen und ein Auftrag Gottes. Insofern macht mich Erntedank nachdenklich: Was kann ich mit meinen begrenzten Möglichkeiten beitragen, damit diese Wunder erhalten bleiben?
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und allen in der Landwirtschaft Tätigen, wie „unserer“ Bauersfamilie, Gottes reichen Segen.
Ihre Dekanin Christiane Murner